Rudertechnik verstehen
Dieser Lernbaustein veranschaulicht das Technikleitbild von SWISS ROWING und fördert dein Verständnis der Rudertechnik. Der Lernbaustein führt damit hin zum schneller Rudern. Die Fokussierung auf die Kernpunkte erleichtert dir die stufengerechte Vermittlung einer einheitlichen Rudertechnik. Das erworbene Wissen soll dir und den Jugendlichen in den Rudervereinen ein besseres Verständnis über die physikalischen Grundlagen der Rudertechnik geben.
Die physikalischen Grundlagen geben zusammen mit dem Boots- und Rudermaterial vor, wie ein Ruderboot möglichst effizient von A nach B bewegt werden kann. Sei es, im Wettkampf möglichst schnell eine vorgegebene Strecke zurückzulegen. Sei es, möglichst kraftsparend eine Ausfahrt mit Gleichgesinnten in schöner Umgebung zu geniessen.
Finde heraus, wo die drei Kontaktpunkte zum Boot sind. Berühre die Stellen auf dem Bild, um zu sehen ob du richtig liegst.

Die Kontaktpunkte zum Boot sind:
• das Stemmbrett, an welchem die Füsse fixiert werden;
• der Rollsitz auf Schienen, damit die Beine gebeugt und gestreckt werden können; und
• das (Riemen-) / die (Skull-) Ruder, welche in den drehbaren Dollen an den Auslegern aussen am Boot beweglich befestigt sind.
Damit verfügt jeder Ruderplatz über einen (Riemenrudern) oder über zwei (Skullen) Hebel, um das Boot mit Körperkraft bewegen zu können.
Es gibt verschiedene Hebelsysteme wie z. B. 2-armige oder 1-armige Hebelsysteme. Je nach Hebelsystem befindet der Drehpunkt an einer anderen Stelle. Welches dieser Hebelsysteme gilt beim Rudern?

Das verankerte Ruderblatt ist der Drehpunkt. Die Dolle ist nicht der Drehpunkt, sondern der Angriffspunkt der Last bzw. des Widerstands. Beim Rudern gilt das 1-armige Hebelprinzip.
Dank diesem Verständnis der physikalischen Gegebenheiten kannst du das eigentliche Ziel des Ruderns klarer formulieren und den Jugendlichen besser vermitteln:
Das Ziel beim Rudern ist es, das Boot zwischen den im Wasser verankerten Rudern vorbei zu bewegen.
Weitere Beispiele zur Veranschaulichung der verankerten Ruderblätter findest du in dieser Playlist
Fazit
Es gibt drei Kontaktpunkte zum Boot (Stemmbrett, Rollsitz und Ruder).
Das Rudern basiert auf dem 1-armigen Hebelprinzip. Der Drehpunkt ist das verankerte Ruderblatt.
Kernpunkte der optimalen Rudertechnik sind der Vortrieb pro Schlag, die Länge des Schlages und der Rhythmus. Unabhängig ob Skull- oder Riemenrudern, ob Männer- oder Frauenrudern, ob Wettkampf- oder Wanderrudern, das Prinzip bleibt immer gleich. Wir suchen den Wasserwiderstand, damit wir die Ruder im Wasser präzise verankern können. Wir nutzen den Wasserwiderstand, um das Boot zwischen den im Wasser verankerten Rudern vorbei zu beschleunigen. Wir minimieren den Wasserwiderstand, indem wir das Boot in der optimalen Balance möglichst störungsfrei unter uns durchlaufen lassen.
Vortrieb pro Schlag: Es zählt der Weg pro Schlag. Je weiter das Boot mit jedem Schlag bewegt wird, desto schneller fährt es bei gleicher Schlagzahl. Hoher, konstanter Druck beschleunigt das Boot am möglichst fest im Wasser verankerten Blatt vorbei. Nach dem Ausheben wird der nächste Schlag, ohne den Bootsdurchlauf zu stören, vorbereitet. Dabei bewegt sich das Boot unter den Jugendlichen hindurch zur nächsten Einsatzposition, nicht die Jugendlichen auf dem Boot zum Heck.
Länge des Schlages: Die Qualität der vorderen und hinteren Umkehr entscheidet darüber, ob die Jugendlichen die, gemessen an ihren körperlichen Voraussetzungen, optimale Schlaglänge ausnützen können. Das störungsfreie Ausheben der Blätter ermöglicht die balancierte Vorbereitung in der Reihenfolge Arme, Oberkörper (aus den Hüften heraus), Beine lösen. Das Boot bringt die Füsse zum Rollsitz, mit stabilem Oberkörper vor und nach dem Eintauchen der Blätter werden diese mit Druck auf das Stemmbrett im Wasser verankert.
Das Boot wird aus den Beinen und mit dem Öffnen der Hüfte am verankerten Blatt vorbei bewegt. Die Vortriebsphase wird dem Heranführen der Hände zum Körper abgeschlossen. Die Zeit, wie lange die Ruderblätter im Wasser verankert sind, ist entscheidend!
Rhythmus ist der Schlüssel zum ökonomischen Rudern. Der Wechsel zwischen Spannung und Entspannung ermöglicht es, sich zwischen den Schlägen – auch im Renntempo – (etwas) zu erholen. Vortrieb und Beschleunigung sind der Motor des Ruderns, der Freilauf ist dessen Kunst.
Fazit
Die Technik basiert auf physikalischen Gesetzen und hat eine Funktion.
Vortrieb pro Schlag, Länge des Schlages und Rhythmus sind die Kernpunkte einer optimalen Rudertechnik.
Aus der Finishposition, das Boot mit verankerten Blättern rückwärts stossen, dann die Bewegungsumkehr über die Füsse auslösen. Die Hände stehen lassen. Das ganze Körpergewicht an die Blätter hängen und konsequent auf die Füsse stehen. Geduld haben, bis sich das Boot vorwärts beschleunigt.
Die Trainingsform "Grip" kann eingesetzt werden, um das Verständnis für das Prinzip der verankerten Ruderblätter zu fördern. Es ist wichtig, dass die Jugendlichen verstehen, dass sie das Boot an den fixierten Ruderblättern im Wasser vorbei bewegen sollen. Dazu sind folgende Punkte zu beachten: Druck auf dem Stemmbrett halten, hängen an den Rudergriffen und das Ruderblatt im Wasser immer am gleichen Ort halten (Verbindung)

Gebogene Ruder während der Vortriebsphase sind ein verlässliches Erkennungsmerkmal für Druck auf dem Stemmbrett, effektives Hängen an den Rudergriffen und gut verankerten Ruderblättern.
Dies kann auch spielerisch vermittelt werden. Die Jugendlichen versuchen mit fünf oder zehn Ruderschlägen eine möglichst grosse Distanz zurückzulegen. Die Schlagzahl spielt dabei keine Rolle.
Die Trainingsform "Schlagaufbau vom Einsatz" kann dazu verwendet werden, um die vordere Umkehr zu verbessern. Zudem ist sie hilfreich um aufzuzeigen, dass das Verankern des Blattes der Abschluss des Freilaufs ist.
Die Bewegungsabfolge in der Vortriebphase kann mittels dieser Trainingsform gezielt optimiert werden.
Als Vereinfachung soll zu Beginn in Mannschaftsbooten nur Halbmannschaft gerudert werden.
Weitere Trainingsformen zur Verbesserung der vorderen Umkehr findest Du in der Playlist "Schneller Rudern"
Die Trainingsform "Schlagaufbau aus dem Finish" kann für mehrere Zwecke eingesetzt werden. U.a. zum Erlernen der korrekten Bewegungsabfolge im Freilauf, störungsfreies Ausheben der Ruderblätter und Optimierung der Synchronität in Mannschaftsbooten.
Vereinfachungen dieser Trainingsform sind das Abdrehen der Blätter oder die Fixierung der Füsse in den Schuhen.
Zusätzlich können als Variationen "Stopps" an einzelnen oder mehreren Stellen im Freilauf eingebaut werden.
Erkennst Du die Referenzpunkte der hinteren Umkehr? Berühre die Stellen auf dem Bild, um zu sehen ob du richtig liegst.

Nenne die wesentlichen Inhalte für jeden der drei Kernpunkte der optimalen Rudertechnik
-Vortrieb pro Schlag = Weg pro Schlag; das Boot an den im Wasser verankerten Ruderblättern vorbei bewegen (maximale Bootsbeschleunigung) und im Freilauf störungsfrei (maximale Bootskontrolle) gleiten lassen.
-Länge des Schlages = Korrekte Bewegungsabfolgen in der hinteren und vorderen Umkehr ermöglichen es die optimale Schlaglänge auszunützen. Dazu den Druck auf dem Stemmbrett halten, hinter den den Rudergriffen hängen und das Ruderblatt im Wasser immer am gleichen Ort halten.
-Rhythmus = Schlüssel zum ökonomischen Rudern; Vortrieb und Beschleunigung sind der Motor des Ruderns, der Freilauf ist dessen Kunst.
Welchen Einfluss hat die vordere und die hintere Bewegungsumkehr auf die Schlaglänge und weshalb?
Die Qualität der vorderen und hinteren Umkehr entscheidet darüber, ob die Jugendlichen die optimale Schlaglänge ausnützen und somit das Boot beschleunigen können.