Selbstbewusstsein

Intro

Selbstvertrauen ist enorm wichtig, um Herausforderungen erfolgreich zu meistern, Freude an Sport und Bewegung zu entwickeln und Topleistungen zu erzielen. Als Trainerin oder Trainer spielst du eine bedeutende Rolle beim Aufbau und der Festigung des Selbstvertrauens der Kinder und Jugendlichen deiner Sportgruppe. Um Selbstvertrauen aufzubauen, braucht es vor allem eins: Selbstbewusstsein.

Basics

«Selbstvertrauen» und «Selbstbewusstsein» werden umgangssprachlich oft gleichbedeutend verwendet. Einer selbstbewusst auftretenden Person wird automatisch ein hohes Selbstvertrauen zugeschrieben. Doch die beiden Begriffe unterscheiden sich:

Selbstbewusstsein

Selbstvertrauen

Verhältnis zwischen Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen

«Ein hohes Selbstbewusstsein ist die Basis für ein gesundes Selbstvertrauen» – Daniel Birrer, Sportpsychologe EHSM

Das folgende Video hilft dir, die Begriffe und Zusammenhänge noch besser zu verstehen.

Prinzipien

«Ich glaube, es ist nicht anmassend, wenn ich sage, dass ich etwas Besonderes bin.» – Muhammad Ali

Selbstbewusste Menschen sind sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst und verfügen über eine realistische Selbsteinschätzung. Bei der Ausbildung des Selbstbewusstseins spielt unsere Kindheit mit all unseren Erfahrungen und der Erziehungsstil, mit dem wir gross wurden, eine wichtige Rolle. Doch nicht nur die Vergangenheit, sondern vor allem auch das gegenwärtige Umfeld formt das Bewusstsein über uns selbst. Unterstütz deine Athletinnen und Athleten dabei, sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst zu werden und mehr über sich selbst zu erfahren.

Handlungsempfehlungen:

  • Reg am Ende einer Aktivität regelmässig die Selbstreflexion der Kinder und Jugendlichen an, indem du ihnen passende Fragen stellst, wie z.B. «Was hast du heute gelernt?», «Wie gut war dein Einsatz auf einer Skala von 1 bis 5?» oder «Was möchtest du nächstes Mal noch besser machen?»
  • Motivier deine Gruppenmitglieder dazu, aufzuschreiben, was sie im und neben dem Sport gern und weniger gern tun, was sie gut und weniger gut können und worin sie sich verbessern möchten.

«Das ist so schön bei uns, wir sind super Kollegen, mögen uns den Erfolg gönnen und helfen uns gegenseitig.» – Marco Odermatt

In einem förderlichen sozialen Umfeld werden Athletinnen und Athleten ernst genommen, respektvoll behandelt und auf ihrem Weg begleitet und unterstützt. Als Trainerin oder Trainer hast du grossen Einfluss auf die sportliche sowie auch auf die persönliche Entwicklung deiner Sportlerinnen und Sportler. Sei dir dieser Verantwortung stets bewusst und ermögliche ihnen ein Lernumfeld, in dem sie sich wohl fühlen und entfalten können.

Handlungsempfehlungen:

  • Lass die Kinder und Jugendlichen spüren, dass sie unabhängig von ihren sportlichen Erfolgen wertvoll sind. Lob sie auch für Charakterzüge wie Hilfsbereitschaft, Offenheit oder Zuverlässigkeit.
  • Interessier dich für den Menschen hinter der Athletin oder dem Athleten und zeig Verständnis für private oder schulisch-berufliche Belastungen. Frag nach, wie es ihnen geht und pass z.B. Umfang und/oder Intensität in Prüfungsphasen an.

«Mit jedem Resultat wurden mein Selbstvertrauen grösser und meine Ziele höher.» – Mujinga Kambundji

Sich als kompetent zu erfahren, ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Erreichen wir selbstgesetzte (Teil)-Ziele, befriedigt das dieses Bedürfnis und führt zu Erfolgserlebnissen, die für die Stärkung des Selbstvertrauens enorm wichtig sind. Ermögliche deinen Sportlerinnen und Sportlern immer wieder solche Erfolgserlebnisse. Als Erfolg dürfen dabei nicht nur Siege an Grossanlässen zählen, sondern vor allem auch persönliche Fortschritte. Um die aktuelle Leistung zu beurteilen, ist es zentral, immer eigene frühere Leistungen als Massstab heranzuziehen.

Handlungsempfehlungen:

  • Bau in deinen Aktivitäten methodische, niveauangepasste und wenn möglich individualisierte Aufbaureihen ein.
  • Wähl gemeinsam mit deinen Athletinnen und Athleten passende, niveaugerechte Wettkämpfe aus.
  • Ermutige sie, ihre eigene Komfortzone regelmässig zu verlassen und sich Herausforderungen zu stellen. Zeig ihnen dabei, dass du an sie glaubst und animier sie dazu, ihre Erfolgserlebnisse z.B. in Form eines Trainingstagebuchs festzuhalten.

«Es ist nicht entscheidend, was wir erreichen, sondern wie wir das Erreichte bewerten.» – Trainerbildung Schweiz

Menschen bewerten Erfolge und Misserfolge ganz unterschiedlich. Solche mit einem so genannt optimistischen Attributionsstil führen Erfolgserlebnisse auf ihre eigenen Leistungen (internal) zurück, die sie als unveränderbar (stabil) wahrnehmen. Misserfolge erklären sie hingegen mit externen Ursachen (external) wie z.B. fehlender Schlaf, die sie als veränderbar (instabil) interpretieren. Ein sportlicher Erfolg ist in diesem Fall ein Booster fürs Selbstvertrauen; ein Misserfolg tut diesem keinen Abbruch. Im Gegensatz dazu begründen Menschen mit einem so genannt pessimistischen Attributionsstil einen Erfolg mit Glück (external) und Zufall (instabil); Misserfolge führen sie hingegen auf ihre schwachen Fähigkeiten (internal) zurück, die sie als unveränderbar (stabil) interpretieren. Ein sportlicher Erfolg führt damit nicht zur Stärkung des Selbstvertrauens; ein Misserfolg schmälert dieses noch.

Hast du die verschiedenen Attributionsstile verstanden? Überleg dir bei jedem der folgenden Beispiele, welche Kombination von «internal/external» und «stabil/instabil» sie repräsentieren.

«Ich habe gewonnen, weil ich gut bin.»

«Ich habe verloren, weil ich halt einfach kein «Winner-Typ» bin.»

«Ich hab gewonnen, weil das Wetter gut war.»

«Ich hab verloren, weil der Schiedsrichter heute unfair gepfiffen hat.»

«Ich hab gewonnen, weil ich heute gerade sehr gut in Form bin.»

«Ich hab verloren, weil ich letzte Woche nicht gut trainiert hab.»

«Ich hab gewonnen, weil ich nur gegen schlechte Gegnerinnen spiele.»

«Ich hab verloren, weil ich immer auf der schlechtesten Bahn laufen muss.»

Handlungsempfehlungen:

  • Hör den Kindern und Jugendlichen aufmerksam zu und werde hellhörig, wenn sie Niederlagen mit «internal-stabilen» Ursachen erklären. Gib Gegensteuer, indem du die Ursachenzuschreibung gemeinsam mit ihnen besprichst und ihnen mögliche internale Gründe für Erfolg aufzeigst.
  • Unterstütz deine Gruppenmitglieder dabei, einen realistischen Attributionsstil zu entwickeln. Bei diesem Stil werden Selbstvertrauen und Motivation gestärkt, aber auch Fehler und Änderungsbedarf erkannt und angegangen.

Reflexion

  1. Wie stehts um dein eigenes Selbstbewusstsein? Wer bist du? Was kannst du gut, was weniger? Auf welche deiner Fähigkeiten bist du besonders stolz? Schreib deine Überlegungen auf.
  2. Welche Personen oder Erfahrungen haben dein Selbstvertrauen wodurch gestärkt?
  3. Stell dir vor, die zweite Frage würde den Kindern und Jugendlichen deiner Sportgruppe gestellt: Denkst du, sie zählen dich zu den Personen, die ihr Selbstvertrauen stärkt? Falls ja: weshalb? Falls nein: was kannst du ändern?

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Transfer

1. Überleg dir, wo die Kinder und Jugendlichen deiner Gruppe in Bezug auf ihr Selbstvertrauen stehen. Schätz jedes Gruppenmitglied auf einer Skala von 1 (überhaupt kein Selbstvertrauen) bis 10 (strotzt vor Selbstvertrauen) ein.

2. Überleg dir nun für jedes Gruppenmitglied einzeln, mit welchem Prinzip bzw. mit welcher konkreten Übung oder mit welchem Verhalten du dessen Selbstvertrauen noch stärken oder steigern kannst. Denk daran, dass ein hohes Selbstbewusstsein die Basis für ein gesundes Selbstvertrauen ist.

Weiterführende Infos

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